Ein kleiner Ausflug in die Geschichte der Stadt Tettnang

Tettnang liegt auf einem Hügelrücken, etwa acht Kilometer vom Ufer des Bodensees entfernt. Das heutige Erscheinungsbild der Stadt ist geprägt durch drei Schlösser und unterstreicht damit den Residenzcharakter als Sitz der Grafen von Montfort, die über sechs Jahrhunderte die Geschichte Tettnangs bestimmt haben.  

Im Jahre 882 wurde „Tetinanc“ erstmals urkundlich genannt, als ein Mann namens Cunzo seinen Besitz in Tettnang dem Kloster St. Gallen veräußerte. Der Name des Ortes setzt sich aus dem seines Gründers Tetto und „wang“ als Bezeichnung für ein Feldstück zusammen. Das ursprüngliche Dorf befand sich im Bereich zwischen der Pfarrkirche und dem Bärenplatz. 

In zwei Urkunden aus den Jahren 1154 und 1158 trat ein Graf Kuno von Tettnang als Zeuge auf. Seine Burg lag strategisch günstig auf einem Geländesporn oberhalb des Schussentals. 1246 befand sich die Burg im Besitz der Grafen von Montfort. Der Pfalzgraf Hugo II. von Tübingen hatte 1182 das mütterliche Erbgut der Grafen von Bregenz an Bodensee und Rhein erhalten und sich ab 1208 Graf von Montfort genannt. Seine Enkel teilten den väterlichen Besitz um 1268 in die drei Linien Bregenz, Feldkirch und Tettnang. Graf Hugo III. († 1309) war Gründer der Linie Montfort zu Tettnang. Er förderte die Ansiedlung von Handwerkern und Gewerbetreibenden in der Nähe seiner Burg, erreichte 1297 die Erhebung von Tettnang zur Stadt und erwirkte für diese 1304 das Marktrecht. Sein Sohn Wilhelm II. erhielt 1330 die Erlaubnis, die Stadt mit Mauern und Gräben zu befestigen.  

Tettnang wurde von einem gräflichen Ammann mit Bürgermeister und Rat verwaltet. Die Bürger erhielten im 14. Jahrhundert zahlreiche Privilegien und konnten sich 1578 gegen eine Ablösesumme von 2.000 Gulden von der Leibeigenschaft freikaufen. 

In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Reichsstädten Ravensburg, Buchhorn (Friedrichshafen), Lindau und Wangen konnte sich Tettnang nicht entfalten und blieb eine bescheidene Provinzstadt. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) setzten die Schweden die Burg und den größten Teil der Stadt in Flammen. Von 1.300 Pfarrkindern überlebten nur 150 Einwohner Drangsal, Hungersnot und Pest. Die Kriegslasten, der Bau des Neuen Schlosses Anfang des 18. Jahrhunderts und die barocke Lebenshaltung der Grafen trieben diese in die Hände ihres Gläubigers, das Haus Habsburg. Österreich übernahm im Jahr 1780 die Grafschaft Montfort mit der Stadt Tettnang.  

Im Pressburger Frieden von 1805 musste Österreich die Grafschaft an Bayern abtreten. Nach dem Pariser Vertrag von 1810 kam das Gebiet an das Königreich Württemberg, und Tettnang wurde Oberamtssitz. Die Stadt blieb bis zum Zweiten Weltkrieg ein von ländlicher Struktur geprägtes Gemeinwesen. Auch heute noch sind Obstbau und der seit 1844 betriebene Hopfenanbau von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Entscheidende Wachstumsimpulse gelangen 1956 durch die Ansiedlung eines ersten Elektronikbetriebes und 1964 mit der Gründung der Elektronikschule. Heute zählt die Elektronikindustrie mit ca. 2.500 Arbeitsplätzen zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Stadt.  

Im Zuge der Verwaltungsreform in Baden-Württemberg verlor Tettnang 1972 den Sitz der Kreisverwaltung, wurde allerdings 1972–1975 durch die Eingliederung der ehemals selbständigen Gemeinden Langnau und Tannau und den Anschluss von Kau flächengrößte und mit heute über 19.000 Einwohnern drittgrößte Kommune des Bodenseekreises. 

Das Tettnanger Schloss erhebt sich weithin sichtbar über den Hopfengärten der Region.

Schmucke Gassen laden zum Flanieren und Verweilen ein.