Kapelle „Maria Königin des Friedens“ in Brünnensweiler

Einer der schönsten Aussichtspunkte der Stadt Tettnang ist die Brünnensweiler Höhe (587,5 m) mit dem prachtvollen Blick auf Dörfer und Städte im Schussental, zum Bodensee und zu den Gipfeln der Alpen. Wegen ihrer exponierten Lage erklärte das Landratsamt 1949 die Bergkuppe bis zur Höhenlinie von 570 m zum Naturdenkmal.  

Baugeschichte 

Aus Dankbarkeit dafür, dass Haus und Hof von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs verschont geblieben sind, und zur Erinnerung an den gefallenen Franz Xaver Arnegger schenkten die beiden Landwirte Josef Arnegger und Johann Köberle aus Brünnensweiler im Oktober 1949 der katholischen Kirchenpflege in Tettnang jeweils ein Grundstück auf der Brünnensweiler Höhe, damit dort eine Marienkapelle errichtet werden konnte. Stadtpfarrer Franz Gögler und die Kolpingfamilie setzten sich aktiv für den Bau einer Kapelle ein. Nach Plänen von Professor Rudolf Lempp, Stuttgart und unter der Bauleitung des Tettnanger Architekten Franz Josef Seitz konnte im April 1954 mit dem Bau begonnen werden. Der größte Teil der Arbeit wurde von den örtlichen Handwerkern und Mitgliedern der Kolpingfamilien unentgeltlich verrichtet. Den Dachstock fertigte Rudolf Elbs aus Dieglishofen als Gesellenstück an und erhielt dafür die Prüfungsnote „sehr gut“. Durch die freiwillige Arbeitsleistung blieben die Baukosten bei 5.000 DM.  

Am 30. Mai 1954 wurde die neue Kapelle „Maria Königin des Friedens“ durch Dekan Johannes Funk aus Langenargen unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht. Zu dem Fest war eine Prozession Gläubiger mit Kirchenchor und Stadtkapelle von Tettnang auf die Brünnensweiler Höhe heraufgezogen.  

1982 war eine grundlegende Instandsetzung erforderlich, bei der sich wiederum die Kolpingfamilie und die örtlichen Handwerker freiwillig beteiligten. Bei den Sanierungsarbeiten wurde das Vordach angebracht und eine neue, jetzt fensterlose Doppeltüre eingesetzt. Eine Gedenktafel neben der Tür erinnert an Bau und Renovierung. Im Jahre 2003 fand erneut eine Renovierung statt.  

Baubeschreibung 

Die rechteckige Kapelle schließt nach Norden hin halbrund ab. Das Satteldach hat ebenfalls einen halbrunden Abschluss. Über dem gemauerten sichelförmigen Altar sind die beiden Rundbogenfenster links und rechts im beginnenden Halbkreisbogen die einzige Lichtquelle. Die zweiflüglige Flachbogentür wird von einem 0,9 m tiefen Vordach geschützt. Vor dem Altar befindet sich eine kurze Stufe. In den Rechtecknischen an den Längswänden sind beiderseits Holzbänke eingebaut. Die Kapelle hat eine flache Holzdecke. Zur Giebelseite hin sitzt ein achteckiger offener Dachreiter mit Zwiebelhaube. Die Kapelle ist außen 3,4 m breit und 5,0 m lang. 

Ausstattung 

Auf dem Altar steht eine 1,17 m hohe hölzerne Schutzmantelmadonna aus der Werkstatt des Münchner Bildhauers Professor Karl Baur. Sie wurde von der Pfarrfiliale Brünnensweiler gestiftet. Die beiden Figuren am Fuße der Madonna – Bäuerin und Bauer – stehen für die vorherrschende Berufsgruppe in der ländlichen Umgebung und stellvertretend für alle Stände und Berufe. Die Schutzmantelmadonna wurde am Schlusstag des Marianischen Jahres, dem 8. Dezember 1954, in der Kapelle durch Stadtpfarrer Gögler geweiht.  

Auch die Glocke im Dachreiter ist eine Stiftung der Pfarrfiliale Brünnensweiler. Sie trägt auf einer Seite ein Muttergottesbild und die Aufschrift „Königin des Friedens bitte für uns“ und auf der anderen Seite „Gestiftet von der Pfarrfiliale Brünnensweiler 1955“. Die am Ostermontag 1955 geweihte Glocke stammt aus der Glockengießerei Gebhardt in Kempten. 

Früher wurde in der Zeit zwischen Ostern und Allerheiligen an jedem Sonntag um 17 Uhr in der Kapelle Maria Königin des Friedens der Rosenkranz gebetet. 

Gisbert Hoffmann

Literatur

Hoffmann, Gisbert: Kapellen in Tettnang und Meckenbeuren, Heimat-Zeichen 5, Förderkreis Heimatkunde Tettnang (Hg.), Tettnang 2004.

Hinweis

Der Kunstführer „Die Kapellen der katholischen Pfarrgemeinde St. Gallus, Tettnang“, dem dieser Text entnommen wurde, ist im Pfarrbüro und in der Pfarrkirche zum Preis von € 5,00 erhältlich.

Die Schutzmantelmadonna wurde 1954 vom Münchner Bildhauer Prof. Karl Baur geschaffen

Von der Brünnensweiler Höhe aus hat man einen einzigartigen Vierländerblick über den Bodensee auf die Alpenkette – im Südosten von den österreichischen Gipfeln des Lechquellgebiets und des Montafons über die Liechtensteiner Berge und das Schweizer Alpsteinmassiv mit dem prägnanten Säntis (siehe Foto) bis im Südwesten – bei klarer Sicht – hinüber zu den Berner Alpen