Das Jubiläum „1700 Jahre Glaubensbekenntnis von Nizäa“ war Anlass, das Thema historisch zu betrachten, aber auch in seiner Übersetzung in die Neuzeit. Bettina Hertel, Theologin aus Stuttgart referierte am 5. Novemer 2025 im Martin-Luther-Gemeindehaus über Dorothee Sölle (1929 – 2003) und ihre Neuformulierung des Glaubensbekenntnisses. Eng an der Lebens- und Glaubensgeschichte von Dorothee Sölle entlang zeigte sie anhand drei von ihr formulierten Glaubensbekenntnissen ihr Grundanliegen als Theologin auf. In ihrer politischen Theologie leuchtet ihr Traum von einer besseren Welt auf, eine Theologie, die eine Antwort auf „Ausschwitz“ suchte. Die Begriffe Gerechtigkeit, Umkehr, Mystik und Widerstand flossen in ihre Glaubensbekenntnisse ein. So konnte Sölle am Ende schreiben: „Ich glaube … an die Möglichkeit eines sinnvollen Lebens für alle Menschen, an die Zukunft dieser Welt Gottes.“
Dr. Thomas Jürgasch, Juniorprofessor für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Christliche Archäologie an der Universität Tübingen, wandte sich am 13. November 2025 im Gemeindezentrum St. Gallus dem Jubiläumstermin zu. Vor 1700 Jahren fand in Nicäa, dem heutigen Iznik südlich von Istanbul, ein Konzil statt, zu dem Kaiser Konstantin im Sommer 325 rund 300 Bischöfe mit ihren Beratern eingeladen hatte. Es war das erste von insgesamt sieben ökumenischen Konzilen.
Dr. Thomas Jürgasch hat ein Buch mit dem Titel „Jesus – Gottes Sohn?“ herausgegeben. Das war die Fragestellung des Konzils von Nicäa. Er zeigte die Vorgeschichte dieses Konzils auf, die Aussage und die Wirkungsgeschichte. Deutlich wurde in seinem Vortrag, wie komplex historisch-theologische Prozesse sind. Es ging damals nicht nur um eine Glaubensfrage, um Gott und Jesus, sondern auch um Macht, Deutungshoheit und Identität, um ein Ringen, das theologisch tief und politisch folgenreich war. Die Powerpoint-Präsentation von Professor Jürgasch erhalten Sie im Pfarrbüro St. Gallus.
Text und Foto: Pfarrer Hermann Riedle